Gute Airline, nur den 5 Skytrax Sternen glaube ich nicht

Hainan Airlines Flug von Guangzhou nach Berlin

Von meinem Arbeitsplatz in China bin ich Weihnachten nach Deutschland geflogen, und wie auch schon im Jahr davor Hainan Airlines (HU) geflogen.
HU ist meinen Erfahrungen nach die beste chinesische Airline, allerdings gibt es einige organisatorische Dinge, die die Chinesen nicht so gut hinbekommen. Das erlernte und trainierte erfüllen Sie wunderbar, bei unvorhergesehenen Sachen sind wie wenig talentiert.

Auf dem Flug von Guangzhou nach Beijing verlief alles reibungslos.
Witzig ist, dass es manchmal auf HU Flügen ein Ticket für die selbe Flugstrecke zu ersteigern gibt.
Es gilt, "every Chinese is a gambler" und somit geht das relativ zügig in Höhen zum normalen Ticketpreis für einen guten Zweck - nette kurzweilige Idee. Domestic ist das Essen eher Standard, also keine 5 Sterne Skytrax, aber besser als andere Airlines wie Air China, China Southern oder China Eastern allemal.

Chaotisch wird jedoch der Transfer in Beijing. Dieser wird von HU organisiert, somit rechne ich es auch der Airline zu.
Ich hatte 1:50h, und obwohl alles pünktlich war, wurde es sehr knapp.
Bei Transfer Domestic zu International werden alle Passagiere am Gate abgeholt, und mit einem Minibus von T1 zum T2 gefahren, da es im T1 keinen internationalen Bereich gibt.
Im T2 mussten wir nun auf unsere Koffer warten, und das dauerte. Die meisten Passagiere die mit mir transferiert wurden, hatte gut 3 bis 4 Stunden, ich hatte nach Ankunft am Kofferband noch etwa 1:20h. Die Koffer kamen gut eine halbe Stunde lang nicht, und ich machte der Dame klar, dass das Boarding für meinen Anschlussflug in 5 Minuten los geht.

Das typische chinesische Lächeln, "sorry" und das wars.
Nachdem ich meinen Koffer hatte, im Eilschritt in den internationalen Bereich erreichten, wollte man mich dort auch noch zu einem Pre-Check anstellen lassen.
Dem Security-Mann hab ich erklaert, dass ich schon den Boardingpass habe und das Boarding schon angefangen hat, und ich aber meinen Koffer noch aufgeben muss.
Der Typ hat ziemlich blöd geschaut, als ich einfach an ihm vorbei gerannt bin. Am HU Schalter warteten dann auch zwei sehr freundliche Damen, die mir klar machten, dass man auf jeden Fall auf mich warten würde.

Sehr beruhigend. Passkontrolle im T2 hat keine fast lane, somit waren hier auch noch mal 15 Minuten drauf gegangen.
Dann am Gate - klar, Murphy's law - hatte das Boarding noch nicht angefangen. Ca. 45 Minuten Verspätung, also ging das Boarding 10 Minuten nach meinem schweißtreibenden Marathonlauf los.

Der Flug von Beijing nach Berlin, war gut. Das Essen ist ok, der Eco-Sitzabstand ist auf einem Level mit LH oder AF.
Das Essen ist eine gar nicht so schlechte Fusionküche, die sowohl Asiaten als auch Europäern schmecken sollte. Das Entertainment hat eine gute Auswahl, es erspart einem aber nicht Kinobesuche durch topaktuelle Filme wie man es bei LH erlebt - in der Regel sind die Filme so ein bis zwei Jahre alt, und auch ein paar Klassiker.
Die Stewardessen sind sehr freundlich, allerdings auch ein wenig merkwürdig. Da ich häufig im Flugzeug stehe und rumlaufe, da mir 10 Stunden sitzen nicht so gefallen, halte ich mich auch oft in der Küche auf.
Da wurde man in aller Regelmäßigkeit weggescheucht. Bei einem extrem ruhigen Flug über Sibirien fragte ich warum, und dass solange zu sitzen nicht gut ist. Da meinte die Dame: "Sir, please, turbulences, for your safety!" Bei der LH haben die Stewardessen mehr Talent einen wieder zum Sitz zurück zu scheuchen - freundlicher und nicht mit falschen Argumenten.

Eine sehr interessante Überraschung gab es kurz vor der Landung. Die 45 Minuten Verspätung waren fast aufgeholt, allerdings schneite es wie wild beim Anflug. Der Anflug war etwas schaukelig, die ersten Lichter der Gebäude unter uns konnte man sehen, die Fahrwerke waren ausgefahren.
Auf einmal drückte es einen in den Sitz, das Flugzeug beschleunigte und stieg wieder. Scharfe Kurven wurden geflogen - fand ich beachtlich von einem A330 mit zwei Triebwerken - go around.
Nach einer Weile meldete sich der Flugkapitän in hervorragendem English. Das hat man selten bei chinesischen Airlines.

Ich gehe auch davon aus, das auf Grund des Akzents und des Humors der Kapitän keine Chinese war. Er sagte in etwa, "ja, sie haben es ja gemerkt, wir sind noch nicht gelandet. Es ist ein bisschen rutschig in Tegel, wir versuchen es in 20 Minuten nochmal, und wenn das nicht klappt gibt es ja noch Schönefeld, oder Leipzig und sie bekommen eine gratis Busfahrt von uns."
Allerdings sind wir dann doch mit ca. 30 Minuten Verspätung, für die HU nichts konnte, in Tegel gelandet.

In Tegel selber, das übliche Chaos wie immer. Chinesen reihen sich an der Passkontrolle, EU Bürger sind aber auch nicht schneller raus, weil auf dem Kofferband nur die Koffer der Chinesen kreiseln, die noch nicht durch die Passkontrolle sind.
Hauptstadt mit Dorfflughafen! Ich freue mich schon auf BER!