Emirates Bewertung | Auf dem Weg zur Gastarbeiter-Airline?

Emirates Flug von Frankfurt nach Bangkok

Um es vorwegzunehmen: Ganz so schlimm, wie es die Überschrift und die Beiträge vieler anderer in diesem Forum suggerieren, ist es noch nicht, aber: Es geht abwärts mit Emirates, das steht fest.

Wer Emirates seit langem kennt (der Verfasser dieser Zeilen ist Ultra-Vielflieger und seit 1993 auch häufig mit Emirates unterwegs) bemerkt seit einigen Jahren einen deutlichen Abwärtstrend. Die Platzierung unter den Top 10 bei diversen Tests ist heute wohl eher dem legendären Ruf zu verdanken, als den harten Fakten.

Dubai ist pleite und Emirates muss nun wohl Geld verdienen. Dabei nähert man sich in einigen Bereichen dem Standart von Billigfliegern, während man in anderen Bereichen merkwürdigerweise noch immer eine weltklasse Leistung abliefert. Entsprechend ambivalent ist mein Urteil:

1. Telefonischer Kundenservice, Arrival-Service und Check-in sind nach wie vor erste Sahne.
2. Die Website wird wohl in Bangalore gehostet und betreut und entspricht Inder-nationalem Standard. So viele bugs und Fehler auf der Website eines internationalen Unternehmens sind mega-peinlich und wer schon einmal versucht hat über den angebundenen Visa-Service ein VAE-Visum zu beantragen sitzt mittlerweile wohl in der Nervenheilanstalt. Jeder Kuhhirte mit 3-Tageskurs würde das besser hinbekommen als die totale Katastrophe, die Emirates hier Ihren Gästen zumutet.
3. Der Bordservice ist nach wie vor gut und das Catering hat auch in der Eco noch immer A-Qualität. Das man indes auf 7-Stunden Flügen mit einem Essen (ohne weiteren Snack oder was auch immer) abgespeist wird ist jämmerlich. Der Fluggast ist mit Anfahrt zum Flughafen und Check-in mindestens 10 Stunden unterwegs und außerhalb des Ramadan und der Sahel-Zone essen Menschen in dieser Zeitspanne gewöhnlich wenigstens 2-mal!
Und was das mit den Baby-Döschen mit den Softdrinks soll, weiß wohl auch nur der Emirates Manager, der sich für extraschlau gehalten hat, als er von der üblichen 0,33 ml auf 0,15 ml Dosen umgestiegen ist. Die Passagiere sehen derartige Sparmaßnahmen bestenfalls als Zumutung.
4. Komplett daneben ist auch die (nicht mehr ganz so) neue Economy-Bestuhlung in einem Teil der Emirates Flotte. Während die Eco-Sitze von Emirates früher zum besten gehörten, was am Himmel zu finden war und auch heute in einigen (leider seltenen) Flugzeugmustern noch immer herausragende Qualität aufweisen, hat man im Arbeitspferd der Flotte, der 777, die Economy auf Billigflieger-Komfort herabgestuft. In die 777 stopft man 10 Sitze je Reihe (internationaler Standart sind 9!) und schafft es damit, den schmalsten Economy-Sitz in der Luft anzubieten. So eng Schulter an Schulter oder gegen die Außenhaut gedrückt habe ich zuvor noch nicht einmal im schlimmsten Charterflieger gesessen. Da nutzen auch großzügige 34 Inches Abstand zum Vordersitz nichts mehr, wenn man sich oben herum fühlt wie die Sardine in der Dose. (PS: Liebes Emirates Management, auch in der Business Class tut die Bestuhlung weh, wie viele Gesellschaften muten Ihren Business-Passagieren denn wohl noch Mittelsitze zu?).

5. Pluspunkte sammeln Emirates dagegen auch heute noch beim Gepäck (30 kg in der Eco), und bei der Bordunterhaltung.

Fazit: Vor dem Hintergrund von spartanischen Zuständen bei Essen und Sitzkomfort werde ich fortan Emirates nur noch strikt nach Preis buchen (wenn Sie billiger sind als der Wettbewerb), zumindest soweit (wie fast immer) Boeing 777 zum Einsatz kommen.