Bewertung Ryanair

Ryanair Bewertung | Ryanair – ein Viehtransport in 7 Akten

  • 17.08.2011
  • Jürgen(32) München
  • 3
  • Ryanair Boeing 737-800

Ryanair Flug von Sevilla nach Barcelona

Im Juni bin ich mit Ryanair geflogen, eine spanische Inlandsstrecke von Sevilla nach Barcelona. Zum ersten und - so viel sei vorweggenommen - letzten Mal.

1. Akt: Die Gepäckabgabe: Klar, bei Ryanair kostet alles extra, das weiß man. Doch fassungslos bleibt man zurück, wenn man erlebt hat, wie sich erwachsene Menschen mit einem Ryanair-Mitarbeiter bei der Gepäckabgabe um jedes halbe Kilo streiten. Ein Koffer kostet extra - und jedes Kilo Übergepäck auch. Und das nicht zu knapp. Da kennt der Herr von Ryanair keine Gnade. Fast könnte man meinen, er bekäme Prozente für die rausgeschlagenen Übergepäck-Euros. Erbärmlich!

2. Akt: Das Einsteigen: Eine 80 Meter lange Schlange vor dem Gate? Bei Ryanair scheinbar normal. Eine Platzreservierung gibt es de facto nicht. Wie Schlachtvieh stehen die Reisenden also schon lange vor dem Flug am Gate und warten auf ihre Abfertigung. Und warten. Und warten...

3. Akt: Das Handgepäck: Ähnliches Spiel wie am Schalter. Nur ein Handgepäck pro Person sehen die Ryanair-Viehtransport-Regeln vor. Die Folge: skurrile Szenen. Frauen, die hektisch versuchen, ihre XXL-Handtaschen in kleine Rollköfferchen zu quetschen, Reisende, die sich schnell noch das dritte Shirt überziehen, damit das Handgepäck ja nicht zu breit ist. Das alles unter den strengen Augen der Ryanair-Inquisition. Wenn der ein Handgepäck verdächtig erscheint, wird es gnadenlos in die Metallkonstruktion zur Maßbestimmung gequetscht. Mit Ryanair eigenen, besonders kleinen Größen, versteht sich. Steht die Tasche über - wird wieder geblecht.

4. Akt: Der Weg zum Flugzeug: Endlich geht’s los – sollte man meinen. Denn um Kosten zu sparen, hat Ryanair seinen Jet möglichst weit weg vom Gate geparkt. Und um weiter Kosten zu sparen, gibt’s auch keinen Bus. Also: Laufen, quer übers Flughafengelände. Die Sonne knallt. Erbarmungslose Ryanair-Treiber lotsen die Menge zu den beiden Gangways. Dort heißt es: wieder warten. In den Flieger geht’s erst nach fünf Minuten - bei 40 Grad im Schatten.

5. Akt: Die Sitzwahl: Reservierte Plätze gibt’s so gut wie nicht, dafür eine nicht der Landessprache - in diesem Fall Spanisch - mächtige Viehtreiberin an Bord. Warum auch, bei einem spanischen Inlandsflug? Ihr Englisch ist übrigens kaum besser, mit einem „Free sit, free sit“, treibt sie die Menge ins Flugzeuginnere. Und interessiert sich auch nicht für ein Dokument, das ihr eine ältere spanische Reisende vor die Nase hält. „Free sit“, bellt sie nur. Woraufhin die Dame sich auf einen Platz vor den Notausgängen setzt.

6. Akt: Der Flug: Wer dachte, der Aufenthalt auf einem Rummelplatz wäre laut und nervig, der ist noch nicht mit Ryanair geflogen. Oder positiv betrachtet: Man kann sich nicht über fehlende Abwechslung beschweren! Erst kommt das Bordmagazin, gefolgt vom Essensangebot (kostet extra, natürlich), gefolgt vom Verkauf rauchloser Zigaretten, gefolgt von der Bestellung des Essens, gefolgt vom 1. Losverkauf, gefolgt von der Essensausgabe, gefolgt vom 2. Losverkauf, gefolgt vom Bordverkauf, gefolgt vom Einsammeln des Bordmagazins etc. pp. Unsäglich! Der Flug selbst war recht unspektakulär – bemerkenswert erst wieder die Landung im, dem Ganzen angemessenen, Rodeo-Stil – samt anschließender Western-Fanfare. Lächerlich!

7. Akt: Der Höhepunkt: Kurz vor der Landung zeigt die ältere spanische Dame, die während des Flugs vor einem der Notausgänge saß, ihr Dokument einer anderen, nun spanischen Viehtreiberin – und die fällt aus allen Wolken. Die Dame war nämlich behindert und fast taub. Das von Ryanair ausgestellte Dokument hatte ihr einen Sitz in einer der ersten Reihen zugewiesen und außerdem eine Begleitung vom Flugzeug zum Gepäckband zugesichert. Doch das alles hatte Viehtreiberin No. 1 nicht interessiert. Und so hat die Dame behindert und fast taub den Flug vor dem Notausgang verbracht, allzeit bereit, bei einer eventuellen Evakuierung des Flugzeugs zu helfen. Beim Aussteigen kann ich mir nicht verkneifen, den lässig Kaugummi kauenden Rodeo-Piloten auf diesen Vorfall aufmerksam zu machen. Seine einzige Reaktion: „Und? Was soll ich jetzt tun?“. Er natürlich nix – dafür nahm ich mich der Dame an und lotste sie durchs Flughafengebäude.

Fazit: Über 75 Millionen Menschen flogen im letzten Jahr mit Ryanair. Kommt schon, liebe Europäer! Sparen schön und gut – aber seid ihr wirklich bereit, wegen ein paar Euro Eure Würde zu verkaufen? Ich jedenfalls werde in Zukunft wieder mit den ach so teuren Nichtbillig-Fliegern reisen – ich bin es mir wert. Denn: Wenn Ryanair keine Menschen, sondern Schweine transportieren würde, hätte der Laden ganz schnell die Tierschützer am Hals!


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 - schlecht    - geht so   - mittel    - gut    - vorbildlich

  • Service
  • - schlecht
  • Essensqualität
  • - schlecht
  • Unterhaltung
  • - geht so
  • Sauberkeit
  • - geht so
  • Freundlichkeit
  • - schlecht
  • Pünktlichkeit
  • - geht so
  • Sitzkomfort
  • - schlecht
  • Preis-Leistung
  • - schlecht
  • Durchschnitt
  • 1.38 Sterne
  • geflogen
  • Juni 2011
  • Flug Nr.
  • --
  • Klasse
  • Economy
  • Reiseart
  • Privat/Urlaub


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Kommentare

bisher 3 Kommentare

    • Jürgen

    Stimmt, aaber

    Hallo Jürgen,
    ersteinmal hast Du in allem Recht. JEDOCH!!! Ich fliege nun seit mehr als 40 jahren ca. 8 mal im Jahr und muss sagen, alles was Du beim erstenmal mit RYANAIR (negativ) erlebt hast gibt es auch bei anderen Fluggesellschaften, ein zusammenspiel unglücklicher Zufälle hat es Dir bei deinem ersten Flug mit RYANAIR beschehrt. VERSUCHS NOCHMAL :-)mit RYR Kleiner Tip von mir, MP3 player und das meiste geht dir am A...H vorbei. Und was die alte Dame am NOTAUSSTIEG betrifft, möchte ich nicht wissen wer von den jungen Damen oder auch Herren die dort sitzen sollten im stande sind diesen NOTAUSSTIEG zu bedienen.Und wenn so ein Flierer abschmiert ist eh alles egal. also, locker bleiben

    • Karl-Friedrich

    Darum bin ich sooooo stolz auf meine Landsleute

    Low cost buchen, aber Privatflieger mit goldenen Wasserhähnen erwarten. Leute wie der Verfasser dieses Textes sollen halt einfach zuhause bleiben, denn diese Klientel geht mir dann auch in den Urlaubsgebieten so richtig auf den Zeiger. Es endet oft damit, daß ich am Urlaubsort Englisch spreche, damit mich niemand als Deutschen entlarven kann. Immer nur nörgeln, auch sehr oft typisch Deutsch.

    • Peter

    Peinlich??

    Ich fliege 6 mal im Jahr mit Ryanair nach London ... Ich geb zu ... in Punkto Nervfaktor sind die Verkaufstouren schon hoch angesiedelt ... aber ich nutz wie erwähnt nen MP3 Player und schon bin ich davon verschont ... Was die Vorgänge beim Check in angeht, kann ich nichts zu sagen, bei mir lief alles bisher normal. Was sachen wie Übergepäck angeht ... da sind die Leute selber Schuld, wenns zu Peinlichkeiten kommt ... es ist alles klar geregelt über Maße und Gewichte ... wer sich ned dran hält und meint er müsst Doof Spielen ... sein Problem. Ich kenne solche Szenen aber. Über die Flugbegleiter konnt ich mich noch nie beschweren. Über manche Passagiere schon eher ... Da wird schon beim rausgehn zum Flieger mit Händen und Füssen gerudert um ja der erste zu sein. Ich dachte einmal sogar, da spielen ein Horde Paviane Fussball, dabei warens nur Passagiere,d ie unbedingt der erste im Flieger sein wollten. Alles in allem aber kam ich mit Ryanair immer pünktlich, günstig und vor allem SICHER ans Ziel ... das ist für mich dann auch die Hauptsache.

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