Es macht immer weniger Spaß mit Ryanair zu fliegen

Ryanair Flug von Fuerteventura nach Goch Weeze

Ob ein Flug mit Ryanair tatsächlich teurer oder billiger ist, kann jeder, der die Grundrechenarten beherrscht, leicht selbst herausfinden. Man muss nur zusammenrechnen: Angezeigter Flugpreis plus Fluggebühren plus Überweisungsgebühren plus Gepäckgebühren plus Versicherungsgebühren plus Prioritygebühren (bevorzugter Einstieg) plus Transfergebühren vom meist weiter entfernten Flughafen zum eigentlichen Zielort plus Anfahrtskosten und Parkgebühren für den meist weiter entfernt gelegenen Heimatflughafen.

Was sich hier kompliziert liest, muss man ja gar nicht selber rechnen, kann man am PC alles eingeben und sich vor dem allerletzten Buchungsschritt anzeigen lassen. Oft genug ist aber das Ergebnis, dass Ryanair der günstigste Flieger ist.

Unverständlich ist dabei, dass sich "früher", als man sich z.B. noch durch den bevorzugten Einstieg seinen Lieblingsplatz aussuchen konnte, kaum jemand getraut hat, überhaupt mit so einem Anbieter zu fliegen und man heute den Eindruck hat, jeder, der billig fliegen will, unbedingt Ryanair wählt - koste es, was es wolle.

Zu unserem Flug Weeze/Fuerteventura/Weeze, von dem wir gestern (4.11.2010) zurückgekehrt sind: Zum Thema Priority-Check in. Schnell konnte man bemerken, dass etwa die Hälfte (!!) aller Fluggäste diesen mit 8,- Euro pro Person und Flugrichtung berechneten Service gebucht hatten. Und so kommt es zur Umkehr der Vorteile. Konnte man früher als erster an Bord, um sich z.B. die Sitzreihen mit etwas mehr Beinfreiheit zu sichern, steht man heute mit 90 weiteren Fluggästen mit Priority schwitzend in der Reihe und kann alle seine Wunschvorstellungen vergessen, während die Gäste ohne Priority sich noch in Ruhe einen Kaffee gönnen, in der Sicherheit, schon noch irgendeinen Sitzplatz zu bekommen.

Naja - wenigstens kann man sicher sein, sein Handgepäck noch verstauen zu können und neben seinem Partner sitzen zu dürfen, oder? Der Witz des Tages: Während die 90 Priority-Gäste vorne am Eingang des Flugzeuges warten müssen, weil die ersten beiden Gäste natürlich ganz vorne sitzen wollen und den Gang beim Verstauen des Gepäcks und Ausziehen der 3 Jacken versperren, werden gleichzeitig (!!) die anderen Fluggäste schon mal zum hinteren Eingang geleitet.

Besteigt man als Priority-Gast endlich vorne die Maschine, hat sie sich bereits von hinten mit "Normalos" gefüllt und man muss glücklich sein, überhaupt noch einen Platz nebeneinander zu ergattern.

Also klare Aussage: Solange sich hieran nichts ändert: Das schöne Geld nicht Ryanair freiwillig in den Rachen schmeißen!

Der zweite Tipp : Keinen Leihwagen über Ryanair buchen!! Zunächst sieht alles ganz toll aus: Während ein Leihwagen z.B. über Autoeurop inkl. Vollkasko etwa 200,- Euro kostet, bietet Ryanair bei der Buchung den Wagen für 179,- Euro an. Also gleich mit bestellt!

Dann beim Abholen des Fahrzeuges: „Wollen Sie Möglichkeit A oder B?“ A heißt, 670,- Euro Kaution hinterlegen. Ist das Fahrzeug bei der Rückgabe ohne Mangel, bekommt man das Geld zurück. Möglichkeit B heißt Vollkasko für 77,- Euro Aufpreis!. „Ohne Prüfung können Sie einfach die Schlüssel bei der Rückgabe in einen Briefkasten werfen!“ heißt es. Wer weiß, wie die Leihwagen in Fuerteventura aussehen, der ahnt: Die Wahl liegt zwischen 670,- Euro zahlen oder 77,- Euro. Mir kommt der Begriff „Erpressung“ in den Sinn, aber natürlich entscheide auch ich mich wie die 12 Ryanair-Gäste vor mir zähneknirschend für „B“.

Das allerärgerlichste Erlebnis kam dann aber bei der Rücktour beim Einchecken. Jeder zusätzliche Koffer durfte 15 kg wiegen. Das haben wir gewusst und bei der Hinfahrt auch durch Abwiegen problemlos eingehalten. In unserem Hotelzimmer gab es aber keine Kofferwaage, weshalb wir die Gewichte schätzen mussten. Der erste Koffer wog dann aber nur 13 Kg und der zweite 16 Kg. Wer nun annimmt, dass dies ja unterm Strich immer noch keine 30 Kg sind und somit alles in Ordnung ist, der sieht sich getäuscht. Beim ersten Koffer: "Thats fine!" Beim zweiten Koffer: "Oh-oh, you have to much. So you have to pay 20,- Euro!"

Was ich auch versuchte, die Dame war nicht davon zu überzeugen, dass es doch "im Durchschnitt" in Ordnung sei und wir sollten bezahlen, woraufhin ich sagte, dass ich dann lieber ein paar Schuhe von dem einen in den anderen Koffer packen wolle. Im klaren Hochdeutsch (!!!) wurde mir jetzt gesagt: "Ja aber bitte nicht hier am Schalter! Machen Sie bitte den Platz frei für die anderen Gäste und stellen Sie sich wieder hinten an!"

Etwa 30 Minuten später (jetzt wurde es langsam eng fürs Einchecken) waren wir wieder an der Reihe und wurden aufgefordert, beide Koffer gleichzeitig auf die Waage zu stellen (!!??) - was 29 Kg machte. (Überraschung!) "Thats fine!" war die Antwort der Dame. Meinen Gesichtsausdruck können Sie sich sicher vorstellen und wozu ich Lust gehabt hätte, kann sich hier wohl auch jeder denken.

Erkenntnis: Es ist Ryanair natürlich egal, wie viel die Koffer tatsächlich wiegen. Man nutzt einfach nur jede Chance, an zusätzliche Gelder zu kommen. Nehmen Sie sich einmal bei Ihrem nächsten Ryanair-Flug die Zeit, den Checkin bei der Rückreise zu beobachten. Wetten, dass jeder Zweite Fluggast "Probleme" bekommt und etwa jeder Zehnte lieber zahlt als umzupacken!!? Es gibt einen Begriff dafür: Abzocke!

Mein persönliches Fazit: Demnächst werde ich meine Rechnung erweitern: Alle eingangs erwähnten Kostenpunkte plus Bonus für eine Fluggesellschaft, mit der das Reisen mehr Spaß macht, ergibt dann den Preis, den der andere Flieger kosten darf. Im Moment dürften das locker 100,- Euro Aufpreis sein.